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Exhibition views Body centered lattice
Halle 9 Kirowwerk, Leipzig, 2017
Fotos: Kai-Hendrik Windeler

body piece (mesh) 01, body piece (mesh) 02
2016
Collage and drawing on paper
30*40 cm

Body centred lattice
2017
Plaster, stone, tables, belt
26 sculptures on tables
Ca. 200*800 cm

Cast taken from another (cut out)
2017
Video, sound
Loop, 1:46 min

Selfportraits with flowers
2014
Colored pencil and pastell on paper
40*60 cm

Die weißen, organischen Figuren aus Gips umklammern alte Backsteine – genormte Bausteine eines nicht mehr existierenden Raumes. Die Körperfragmente basieren auf Abgüssen des Körpers der Künstlerin: auf der Oberfläche des Gipses sieht man Spuren des Hautabdruckes.Der Körper wurde unterteilt, abgeformt, bearbeitet und in Objekte transformiert, in denen Körper, Raum und Erinnerung aufeinander treffen. Die Backsteine sprechen von einer vergangenen Zeit. Sie erinnern an Gebäude und Trümmer von Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit ist auch eine Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer Familiengeschichte, mit Flucht und Vertreibung, Zerstörung und Wiederaufbau. Die Steine sind ein Bild für die Einschreibungen, die die Geschichte in unseren Körpern und Identitäten hinterlassen hat, besonders in den Körpern der Frauen. Wie Fundstücke einer archäologischen Suche präsentiert Lea Petermann die Objekte auf Tischen.

In dem Video Cast taken from another sieht man zwei Hände, die mit einem Messer in einer rosafarbenen Masse graben. Sie versuchen etwas aus ihr herauszuschälen. Zwischendurch blitzt etwas Weißes auf, das gleich wieder vom Bild verschwindet. Die Hände sind in einer rhytmischen Suche, die niemals endet. Diese Graben ist auch durch die lauten schmatzenden Geräusche geradezu körperlich, irgendwie anziehend und zugleich abstoßend. Das Video zeigt einen nicht endende Such- oder Verständnisprozess der nicht über den Verstand sondern über ein körperliches Erleben funktioniert.

Vorlage für die Selbstportraits sind Selfies: Fokus auf das Gesicht, auffordernder, direkter Blick in die Kamera, eine Armlänge Abstand. Die präzise gezeichneteten Blumen schieben changieren zwischen Geschwür und Schmuck, zwischen Organ und Stillleben. Der Blick des Betrachters bleibt nicht auf der Körperoberfläche, sondern geht unter die Haut ins Innere. Die Bilder zeigen einen Kampf um die Deutungsmacht über die eigene Identität: einerseits die zwanghaft kontrollierte Selbstinszenierung und andererseits die Abhängigkeit vom Blick des Betrachters.

Vorlage für die Collagen der Körperstücke waren Fotografien von nackten Körpern. Ich habe sie in Fragmente zerlegt und wieder neu zusammen. Das gezeichnete Netz fügt die Fragmente wieder zu einem Objekt zusammen.

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